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Die Münze nennt Agathokles als Emittenten; andere von ihm ausgegebene Münzen fügen den Beinamen ΔIKAIOΣ ("der Gerechte") hinzu. Über ihn sind keine literarischen Information überliefert. Das Monogramm dieser greco-baktrischen Münze wird seit Euthydemos I. in der Münzstätte von Bactra verwendet. Die von Agathokles ausgegebenen Münzen wurden im Westen (Ai Khanoum, Qunduz), vor allem aber im Osten jenseits des Hindukush gefunden. Die vielen und ganz unterschiedlichen Silber-, Bronze- und Nickelmünzen des Agathokles indischen Typs, mit buddhistisch-hinduistischen Gottheiten, Legenden in Kharoshthi und Brahmi, sprechen für ein Herrschaftsgebiet im Osten des Reichs. Agathokles reiht sich in seiner Stammbaum-Prägung in die herrschende Dynastie ein, also zuletzt als Erbe von Demetrios I und Euthydemos I. Die Ähnlichkeit der Münzporträts verbindet ihn mit Pantaleon (185-180 v. Chr.), der auf seinen Tetradrachmen ebenfalls Zeus mit Hekate als Schutzgottheiten darstellt. Dies führt zu der Hypothese, dass dem Demetrios I. die Söhne Euthydemos II., Demetrios II., Pantaleon und - eben - Agathokles in den verschiedenen Teilen des von ihm eroberten, riesigen Reichs nachfolgten. In diesen Jahren großer Herausforderungen, bedroht von den Konkurrenten Antimachos (174-164 v. Chr.) und Eukratides (176-145 v. Chr.), greifen Pantaleon und Agathakles auf Hekate zurück: ursprünglich eine kleinasiatische Muttergottheit, dann in klassisch-hellenistischer Zeit eine mächtige olympische Göttin an der Seite von Zeus (vgl. Hesiod, Theogonie,408-455; Fries des Pergamon-Altars) und schließlich in griechisch-römischer Zeit die Göttin von Glück und Unglück, der Wege und Übergänge, von Geburt und Tod, von Magie und Myterien.
Baktrien
Gewichtstandard, Nominalsystem,Chronologie
Die baktrische Münzprägung fasziniert wegen der globalen Begegnung der Kulturen. Diese findet ihren Ausdruck besonders in den unterschiedlichen Gewichts- und Nominalsystemen. Man unterscheidet zwischen der griechisch-baktrischen und der indo-griechischen Münzprägung.
Das griechisch-baktrische Währungssystem folgte dem attisch-seleukidischen Standard und hatte Legenden in griechischer Schrift. Die Münzen liefen im Oxus-Tal und in Sogdiane, also nördlich des Hindukusch um. Es gab als Nominale die Tetradrachme à 16,80 g, die Drachme, die Hemidrachme und das Obol. Dazu kamen Bronzemünzen, die als Chalkous, Dikalchon und Tetrachalkon angesehen werden können. Höhepunkte der griechisch-baktrischen Münzprägung waren der 20-fache-Goldstater des Eukratides (170-145 v. Chr.) und die Doppel-Dekadrachme attischen Standards des Amyntas (95-90 v. Chr.).
Die indo-griechischen Münzen folgten dagegen dem indischen Gewichtsstandard, hatten eine zwei-sprachige Legende (griechisch auf der Vs. und kharoshti oder brahmi auf der Rs.) und liefen im Süden des Hindukush um. Die Tetradrachme wog 9,80 g, die Drachme 2,45 g und die Hemidrachme 1,22 g. Die Bronzemünzen folgten lokalen Gewichtssystemen und hatten einen rechteckigen Schrötling. Bronzemünzen wurden zuerst unter Agathokles (190-180 v. Chr.) mit Bildern hinduistischer Götter in Taxila geprägt. Nur wenig später wurden auch zweisprachige, rechteckige Drachmen und schließlich ab Eukratides (170-145 v. Chr.) auch zweisprachige Tetradrachmen indischen Gewichts ausgegeben.
Die antiken literarischen Quellen sind, was die Münzpgrägung in Baktrien betrifft, weder zahlreich noch ergiebig. Aus den Funden ist zu entnehmen, daß schon in archaischer Zeit griechische Münzen nach Baktrien kamen. In dem Shaikhan Dehri Hoard 2007 von Pushkalvati, heutiges Pakistan, befand sich eine Tetradrachme von Athen aus der Zeit von 500/490-485/0 v. Chr.( Triton XV(2012)1163). In jedem Fall bilden die Münzen die wichtigsten Zeugnisse aus der mit Alexander dem Großen beginnenden, dreihundertjährigen Geschichte der Griechen in Baktrien. Aus ihnen läßt sich der Machtübergang von den Seleukiden und die Folge der ersten baktrischen Herrscher - Diodotos I und II, Antiochos (?), Euthydemos - ablesen. Die Münzkunst erreichte in der ersten Hälfte des 2. Jh. eine im Hellenismus unvergleichliche Qualität mit lebensvollen Porträts der Herrscher Euthydemos, Demetrios, Agathokles, Antimachos und Eukratides und - in drei bedeutenden Serien - auch deren Vorgänger.
Die Verdrängung der Griechen durch die von Norden eindringenden Nomaden, die Eroberung großer Teile Indiens unter Menander (150-130 v. Chr.) und schließlich die Auflösung des griechisch-baktrischen und griechisch-indischen Reichs spiegeln sich in den Münzen wider. Die Auswirkungen der griechischen Münzprägung auf das Kushan-Reich läßt sich dem riesigen Fund von Mir Zakh, insbesondere dem hohen Anteil posthumer Prägungen, entnehmen: mit rd. 550.000 Münzen der größte Münzfund der Antike.
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