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Anfänge des römischen Geldwesens: Schwergeld
Gewichtstandard, Nominalsystem, Chronologie:
Das römische Geldwesen hat zwei Ursprünge; das Bronzegeld Mittelitaliens und das Silbergeld der Stadtstaaten Großgriechenlands.
In Mittelitalien wurde seit Alters her für Zahlungen - neben dem Vieh - Bronze verwendet, die in Stücke gehackt und gewogen wurde (Aes Rude). Dabei galten unterschiedliche Pfundgewichte, die dezimal, wie das oskische Pfund von 273 g, oder duodezimal, wie das römische Pfund von 327 g, geteilt wurden. Ab dem 6. Jh. v. Chr. wurden in Etrurien und der Emilia Romana Bronzebarren verwandt, die sich bei Zahlungen leichter in Fragmente hacken ließen. Sie hatten keinen einheitlichen Gewichtsstandard, aber ein gemeinsames Muster "Zweig ohne Blätter" (ramo secco). Sie waren Vorläufer des römischen Aes Signatum, das Ende des 4. Jh. v.Chr. eingeführt und bis zum Ende des 1. Punischen Kriegs (241 v. Chr.) verwandt wurde. Diese Barren hatten ein Gewicht von ca. 1.5 kg und eine standardisierte Metallmischung, allerdings unterschiedliche Bilder, wie Adler, Ochse, Elefant, Amphore, Anker usw.. Das Aes Signatum blieb in Rom im Umlauf, auch als das römische Schwergeld (Aes Grave) eingeführt wurde. Das Aes Grave wurde zentral, unter amtlicher Kontrollle und mit staatlicher Garantie ausgegeben. Die Stücke wurden gegossen, nicht geprägt. Alle Nominale trugen Wertzeichen: As 1 Pfund Wertzeichen I, Semis 1/2 Pfund Wertzeichen S, Triens 4 Unzen 4 Wertkugeln, Quadrans 3 Unzen 3 Wertkugeln; Sextans 2 Unzen 2 Wertkugeln und Unze 1/12 Pfund 1 Wertkugel. Das römische Schwergeld war - anders als die Bronzemünzen der Griechenstädte - keine "Kreditmünze", sondern entsprach dem Wert des Metalls.
Die Statere bedeutender Stadtstaaten Großgriechenlands, wie Neapel, Tarent und Metapont, hatten Anfang des 3. Jh. ein Gewicht von 7,6 g bis 7,8 g, das in zwei Schritten bis zum Ende der Pyrrhos-Kriege um 270 auf 6,6 g - 6,8 g reduziert wurde. Die ersten römischen Statere oder Didrachmen wogen im Durchschnitt 7,25 g, die späteren 6,6 g. Zu den ersten Emissionen gehörten wenige, zu den späteren dagegen mehr Unternominale, insbesondere die Drachme à 3,3 g. Bronzemünzen im Gewicht von 6,25 g bis 1,65 g kamen hinzu. In welchem Verhältnis die in Süditalien geprägten Münzen zu dem in Rom ausgegebenen Schwergeld standen, ist ungeklärt. Anfänglich dürften sich die Umlaufgebiete nicht überschnitten haben, später könnte 1 Didrachme den Wert von 3 Assen ( im Gewicht von rd. 272 g ) gehabt haben.
Man unterscheidet 8 Didrachmen- und 8-Schwergeld-Emissionen. wobei über die relative Abfolge weitgehend Übereinstimmung, über die absolute Chronologie aber unterschiedliche Vorstellungen bestehen. Die erste Aes-Emission setzte sich aus folgenden Münzen zusammen: As ( à 322 g) jugendlicher Januskopf/Merkurkopf, Semis Marskopf/Venuskopf, Triens Blitz/Delphin, Quadrans Gerstenkörner/Offene Hand, Sextans Muschel/Merkurstab, Unze Knöchelbein/Punkt, Semiunze Eichel/Punkt. Die zweite Emission ging von einem schwereren As (à 334 g) aus, das einen Apollo-Kopf trug. Die beiden folgenden Emissionen basierten auf dem reduzierten Gewicht des As von 272 g ( vgl. entsprechende Gewichtsreduktion der Didrachme ). Diese Serie umfaßte auch das Doppel-As (Dupondius) und das Dreifache As (Tressis). Sie haben auf der Vs. den Kopf der Roma mit Helm; sie unterscheiden sich durch ihre Rückseite, da die zweite bei allen Nominalen ein Rad ( sog. Rad-Serie) trägt. Die drei folgenden Serien griffen - ebenso wie die vermutlich zeitgleichen Didrachmen-Emissionen - die Münzbilder der ersten Schwergeld-Reihen auf: Janus-, Apollo- und Roma-Kopf. Sie tragen erstmals Kontrollmarken, wie Sichel, Weinblatt und Keule. Mit der achten Serie (Prora-Serie) wurde derjenige Münztyp eingeführt, der für das römische Bronzegeld lange Zeit kennzeichnend werden sollte. Diese grundlegende Neuerung ging vermutlich parallel mit der Einführung des Quadrigatus einher.
Literatur:R. Thomson, Early Roman Coinage, a Study on the Chronology, Vols.I-III, Kopenhagen 1957-1961; M.H. Crawford, Roman Republic Coinage, Vols. I-II, Cambridge 1974; M.H. Crawford, Coinage and Money under the Roman Republic, London 1985; A. Burnett, The coinage of Rome and Magna Graecia in the Late Fourth and Third Centuries B.C., SNR 56(1977)92-121; A. Burnett,, Early Roman Coinage and its Italian Context, in W.E. Metcalf, The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, 2012,297-314;G. Bransbourg, Chartalism and Metallism in the Roman World, Part. I The Republik, AJN 23(2011)87-152.