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alt: R.13.115.2
Claudius
Die augustäische Währungsordnung unter Claudius (41-54 n. Chr.)
Auch unter Claudius orientierte sich das Münzwesen noch an den unter Augustus festgelegten Grundsätzen. Obwohl sich die Münzprägung - ingesamt gesehen - intensivierte, war deren Abfolge aber unregelmäßig. Hinweise zur Datierung der Münzen des Claudius liefert vor allem die Kaisertitulatur. Claudius ließ sich jedes Jahre seine "tribunicia potestate" erneuern. In seiner 14-jährigen Regierungszeit wurde er 27-mal zum "Imperator" ausgerufen. Er amtierte fünfmal als Consul. Die spätclaudischen Edelmetall-Emissionen (51/52-54 n. Chr.) kann man allerdings nur indirekt, über die zeitliche Einordnung der familienpolitischen Ereignisse (Heirat mit Agrippina, Adoption des Nero, sukzessive Zurücksetzung des Britannicus), datieren, da die Angaben über die Kaisertitulatur fehlen oder nur allgemein gehalten sind. Noch schwieriger ist die Datierung der Bronzeprägung, da bei der Kaisertitulatur Iterationsangaben fehlen. Lediglich die Nennung "Pater Patriae" gibt einen vagen Hinweis auf einen Zeitraum, in dem die jeweilige Bronzemünze geprägt wurde, da Claudius diesen Ehrentitel nicht sofort nach seinem Regierungsantritt annahm. Das Ergebnis ist, daß das Prägung von Gold- und Silbermünzen nur in den Jahren nach seinem Regierungsantritt und am Ende seiner Regentschaft intensiv war, daß aber die Prägung von Bronzemünzen in Rom um 43 n. Chr. eingestelt und erst unter Nero wieder aufgenommen wurde.
Das Spektrum der Münzbilder erweiterte sich unter Claudius. Die nach Regierungsantritt in Rom ausgegebenen Münzen stellten die Nähe des Kaisers zu den Prätorianern, die ihm zur Machtübernahme verhalfen, heraus. Aktuelle Ereignisse, wie die Kriege in Germanien und die Eroberung Britanniens, wurden thematisiert. Das Porträt des Kaisers findet sich von nun an konsequent auf der Vorderseite, die sonstigen Münzbilder auf der Rückseite der Münzen. Mit den Bildern von Drusus Maior und Antonia Minor, vor allem mit dem seines Sohnes Britannicus wird zwar an frühere Dynastieprägungen angeknüpft, aber dann am Ende seiner Herrschaft massiv Münzpropaganda für die neue Gattin, Agrippina, sowie für deren Sohn Nero betrieben. Dies läßt ein direktes Eingreifen des Clausius in die Münzprägung vermuten.
Die abrupte Einstellung der Bronzeprägung wird ebenfalls als eine direkte Intervention des Kaisers erklärt und zwar als eine Reaktion auf den mit ihm nicht abgestimmten Beschluß des Senats, die von Gaius Caligula in Rom ausgegebenen Bronzemünzen einzuziehen und einzuschmelzen. Auch wenn der Geldumlauf noch immer von den in den Bürgerkriegen in Verkehr gsbrachten Münzen dominiert wurde, verstärkte diese etwa 20 Jahre währende Emissionspause die Geldknappheit , so daß zunächst inoffizielle Münzprägungen, schließlich die Münzreform unter Nero die Folge waren.
Literatur: H. Mattingly/E.A. Sydenham u.a., The Roman Imperial Coinage, London 1923 ff; C.H.V. Sutherland, The Roman Imperial Coinage I:From 31 B.C. to A.D.69.2.ed. London 1984; R. Wolters, Nummi Signati - Untersuchungen zur römischen Münzprägung und Geldwirtschaft, München 1999; C.H.V. Sutherland, Roman History and Coinage 44 B.C. - A.D.69, Oxford 1987; H.-M. v. Kaenel, Münzprägung und Münzbildnis des Claudius, Berlin 1986; H.-M. v. Kaenel, Zur "Prägepolitik" des Kaisers Claudius, in V.M. Strocka, Die Regierungszeit des Kaisers Claudius, Mainz 1994,45-64;W. Trillmich, Familienpropaganda der Kaiser Caligula und Claudius, Berlin 1978; R. Wolters, The Julio-Claudians, in W.E. Metcalf (ed.), The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, 2012, 335-355