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Traianus Decius
Maximinus Thrax (235 n. Chr.) bis Tetricus (274 n. Chr.)
Soldatenkaiser, Sonderreiche, Währungskrise - Das römische Reich kam Mitte des 3. Jahrhunderts in eine Zeit tiefgreifender Krisen, gekennzeichnet durch rasch wechselnde Kaiser und Usurpatoren, innere Aufstände und äußere Niederlagen, Gebietsverluste und Sonderreiche. Die Krise erzwang aber auch Reaktionen, aus denen sich wiederum – insbesondere unter Gallienus (253-268 n. Chr.) – Ansätze einer Konsolidierung mit Perspektiven für die späte Kaiserzeit entwickelten. Dieses Bild von Chaos und Chancen gilt auch für das Münzwesen. Das Gewicht des Aureus schwankte bereits im 2. Quartal des 3. Jahrhunderts zwischen 7,25 g und 5,4 g, hielt also keinen festen Standard mehr ein. Sein durchschnittliches Gewicht wurde um 250 n. Chr. auf 3.6 g und einige Jahre später noch weiter reduziert. Gleichzeitig sank erstmals sein Feingehalt auf Werte zwischen 89% und 66 %.
Die Krise des römischen Geldwesens wird üblicherweise an der Entwicklung des Doppeldenars, des sog. Antoninian, festgemacht. Nachdem er unter Severus Alexander nicht mehr geprägt worden war, wurde er im Jahr 238 wieder eingeführt. Sein Feingehalt sank in der Folgezeit von 42 % (238), auf 35 % (253), weiter auf 15% (260) und schließlich auf 1,5-2,5 %( 268/270 n. Chr.). Sein Gewicht ging von 4,5 g auf 2,5 g zurück. Die Reduktion des Silbergehalts hatte zur Folge, daß der Denar ab dem Jahr 245 n. Chr. kaum mehr geprägt wurde. Umlaufende Denare wurde eingeschmolzen oder überprägt und als Antoninian in Verkehr gebracht. Je tiefer der Silbergehalt des Antoninian sank, um so mehr wurde er zu einer Kupfermünze. Dies hatte zur Folge, daß der Sesterz und der Dupondius, von Ausnahmen abgesehen, nicht mehr geprägt wurden. Als Ausgleich für die gesunkene Ausgabe des früheren Gold-, Silber- und Bronzegelds wurden – wie Stempeluntersuchungen und Fundanalysen erbracht haben – massenhaft Antoniniane in Verkehr gebracht, insbesondere in der Zeit um 270 n. Chr., wobei dessen Kaufkraft sich vermutlich nicht an dem Nennwert des früheren Doppeldenars, sondern am Metallwert orientierte.
Auch die Münzstätten im Osten oder – für diese – die Münzstätte in Rom prägten – wegen der Soldzahlungen an die an der Ostgrenze stationierten Legionen – Antoniniane. Dies hatte zur Folge, dass die lokale Prägung von Bronzegeld, die sog. Provinzialprägung, zwischen den Jahren 260 bis 275 n. Chr. nach und nach eingestellt wurde. Ungeachtet des hohen Volumens neu geprägter Antoniniane wurde – wie quantitative Untersuchungen ergeben haben – weniger Edelmetall eingesetzt wie früher. Offensichtlich waren die Ressourcen des römischen Reichs an Gold und Silber wegen des Rückgangs des Bergbaus und wegen der Tributzahlungen an Germanen und Sassaniden erschöpft. Metallurgische Analysen führten allerdings zu dem Ergebnis, dass die Münzstätten des Reichs von dieser Entwicklung unterschiedlich betroffen waren. So war der Silbergehalt der Münzen von Antiochia im Jahr 242 n. Chr. mit 43,5 % höher als der der in Rom geprägten Antoniniane; dasselbe galt mit 9 % zu 2,5 % für die von diesen beiden Münzstätten im Jahr 268 n. Chr. ausgegebenen Antoniane. Im Vergleich zu dem Zentralstaat wurde im gallischen Teilreich unter Postumus (260-269 n. Chr.) mehr Gold ausgeprägt. Dort wurde sogar ein Doppel-Aureus ausgegeben. Der Silberfeingehalt der dortigen Antoniniane war mit 15-20%, später mit 8 % ebenfalls merklich höher. Die Qualität der Münzen – technisch und stilistisch – überstieg dort in dieser Zeit die des Zentralstaats.
Trotz des hohen Volumens neu geprägter Antoniniane kam es zu inoffiziellen Prägungen von Notgeld und massenhaften Fälschungen. Die Währungskrise des 3. Jahrhunderts wurde früher vor allem unter dem Aspekt der Inflation und des staatlichen Verfalls diskutiert. Demgegenüber werden heute die Verminderung der Kaufkraft und die Auswirkungen auf die römische Volkswirtschaft differenzierter beurteilt. Das römische „Bruttosozialprodukt“ wurde zu 80-90% in der Landwirtschaft erzeugt, von der primär der Wohlstand abhing. Weite Staatsgebiete, besonders im Westen, waren noch nicht monetarisiert. Das römische Geld war eine Metallwährung, bei der inflationäre Prozesse anders als bei neuzeitlichen Geldsystemen ablaufen. Möglicherweise wurde der Antoninian schon vor der Mitte des 3. Jahrhunderts nach seinem Metallwert gehandelt, der dann einige Jahre später sogar auf den Münzen durch die Zeichen XX.I zum Ausdruck gebracht wurde. Schon in den Jahren der Krise kam es zu Gegenreaktionen, insbesondere mit der Ausgabe des Doppel-Aureus und dessen Standardisierung. Die Einstellung der Provinzialprägung und die Gründung bzw. die Erweiterung bestehender Münzstätten, z.B. in Alexandria, Antiochia, Kyzikos, Siscia, Viminacium, Mailand und - im Westen des Reichs - in Lugdunum, Trier oder Köln boten die Chance, das Münzwesen im Reich besser zu koordinieren, zu kontrollieren und zu standardisieren. Selbst die Massenprägung von Antoninianen in Gallien, Germanien und Britannien hatte die positive Wirkung, daß bisher wenig monetarisierte Gebiete zur Geldwirtschaft übergingen. Aus diesen Ansätzen entwickelte sich im weiteren Verlauf des 3. Jahrhunderts ein reichseinheitliches, auf den Aureus gestütztes Geldwesen.
Literatur: A. Alföldi, Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jahrhunderts n. Chr., Darmstadt 1967; H. Mattingly/E.A.Sydenham, The Roman Imperial Coinage, London Vol IV/ 3 (1949), V/1(1927);Kent/Overbeck/Stylow, Die Römische Münze, München 1973;C.H.V. Sutherland, Münzen der Römer, München1974; J.-P. Callu, La politique monétaire des empereurs romains de 238 à 311, Paris 1969; R. Bland, From Gordian III to the Gallic Empire (AD 238-274), in W.E. Metcalf (ed.), The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, 2012, 514-537; C.E. King/D.G. Wigg, eds., Coin Finds and Coin Use in the Roman World, Berlin 1996; R. Göbl, Die Münzprägung des Kaisers Valerianus I/ Gallienus/Saloninus/(253/268), Regalianus (260) und Macrianus/Quietus(260/262), Wien 2000; G. Ellmer, Die Münzprägung der gallischen Kaiser in Köln, Trier und Mailand, Bonner Jahrbücher 146(1941)1-106 ;B. Schulte, Die Goldprägung der gallischen Kaiser von Postumus bis Tetricus, Aarau 1983; P. Bastien, Le monnayage de bronze de Postume, Wetteren 1967; D.Gricourt/D. Holland, Les productions monétaires de Postume en 268-269, Nouvelles propositions, NC 170(2010)129-204.
Traianus Decius249-251 n. Chr. |
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Inventarnummer |
R.47.17 |
Vorderseite |
IMP C M Q TRAIANVS DECIUS AVG. Büste des Decius mit Strahlenkrone n.r. |
Rückseite |
PANNONIAE. Die zwei Pannonien mit Feldzeichen, links und rechts stehend |
Münzstand |
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Datierung |
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Nominal |
Doppeldenar (ANT) Doppeldenar (ANT)Das von Kaiser Caracalla (Alleinherrschaft 211–217 n. Chr.) im Jahre 215 eingeführte neue Silbernominal im Wert von zwei Denaren. Entspricht im Gewicht zu Anfang anderthalb alten Denaren (ungefähr 5 g), unterliegt aber im Verlauf des 3. Jhs. n. Chr. einem zunehmenden Verlust an Gewicht und Feinheit. Äußeres Kennzeichen sind der Kaiserkopf mit der Strahlenkrone bzw. die Kaiserinnenbüste auf der Mondsichel auf der Vorderseite. Kaiser Aurelianus versucht 274 n. Chr. eine Reform des zwischenzeitlich zur Kupfermünze abgesunkenen Doppeldenares (auch Aurelianus genannt). Die dort in Erscheinung tretenden Wertkennzeichen XX I bzw. K A (20 zu 1) sind in ihrer Bedeutung noch umstritten (gleich 20 Sesterzen bzw. 5 Denare oder doch eher Hinweis auf Feingehalt (20 unedle Teile auf eines aus Silber)). Mit der Münzreform des Diocletianus endete die Geschichte des Doppeldenares. Die Bezeichnung „Antoninianus“ (abgeleitet vom offiziellen Namen des Caracalla) ist eine moderne Schöpfung in Ermangelung einer überlieferten antiken Bezeichnung.Lit.: F. von Schrötter, Wörterbuch der Münzkunde (1930) 31. 36. |
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Herstellung |
Münzstätte |
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Region |
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Land |
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Literatur |
RIC IV-3 (Decius) 21b; Cohen 86 |
Webportale |
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Sachbegriff |
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Abteilung |
Antike, Römische Kaiserzeit |
Provenienz |
Spende D. Bellinger 2008; ex Beckenbaur, München,1975 |
Objektnummer |
ID3231 |