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Eine große Zahl griechischer Städte an der kleinasiatischen Küste - von Alexandria Troas im Norden bis Aspendos im Süden - gaben im 2. Quartal des 2. Jh. v. Chr. Tetradrachmen unter dem Namen Alexanders, aber mit städtischen Beizeichen, mit Monogrammen der Magistrate und mit Jahresdaten aus. Die Fundorte liegen aber nicht in Kleinasien, sondern in dem seleukischen Gebiet, dem heutigen Nordsyrien. Diese Emissionen enden um 160 v. Chr, und werden durch die sog. Stephanephoren abgelöst, die ebenfalls in der Regel in dem seleukidischen Gebiet gefunden werden. Die Münzen tragen oft Gegenstempel, insbesondere - wie die von Aspendos ausgegebene Münze G.50.02 - seleukidsche Gegenstempel (G. Le Rider, Sur un aspect du comportement monétaire des villes libres d`Asie Mineuere Occidentale au II. Siècle,Etudes d`Histoire monétaire et financière du monde grec, Athènes 1999, Tome III S.1315-1342; W.E. Metcalf, A Late Second-Century Hoard of posthumous Alexanders, SNR 73,1994,19-69).
Karien
Gewichtstandard, Nominalsystem, Chronologie
In Karien prägten auf dem Festland die Städte, insbesondere Knidos und Kaunos, dann die vorgelagerten griechischen Inseln, insbesondere Rhodos und Kos, und schließlich die karische Dynastie der Hekatomniden (Hekatomnos, Maussollos, Hidrieos und Pixodaros). Es lag im Einflußbereich der Perser, der Athener, der Makedonen, der Seleukiden, der Attaliden und zuletzt der Römer.
In der Münzprägung, auch in dem Gewichts- und Nominalsystem, spiegeln sich die Traditionen der ionischen Küste und die wechselnden politischen Einflüsse wider. H.A. Cahn ( aaO. S. 178-195) hat in seiner empirisch-geldgeschichtlichen Untersuchung der griechisch-kleinasiatischen Münzprägung zwar auch den äginätischen ( 12 g), den euböisch-attischen (17 g), den phokäisch-persischen (16,5 g), den chiotischen (15,6 g) und den samischen (13,1 g) Münzfuß unterschieden, gleichzeitig aber vor einer metreologischen Schematisierung gewarnt, da die Münzfüsse wechseln und da sie unterschiedlich - je nach Metall und Nominal - verwandt wurden. So weisen auch K. Konuk (a.a.O. S. 220-222) und W. Fischer-Bossert auf die regionale Differenzierung und auf die Reduktion des milesischen bzw. äginätischen Münzfusses hin. In Knidos wurde kurzzeitig der persische, dann im Verlauf des 5. Jh. v. Chr. der äginätische, im Rahmen der sog. Allianz-Prägung Anfang des 4,. Jh. der attische und schließlich der chiotisch-rhodische Standard zugrunde gelegt.
Übergeordnete wirtschaftliche oder politsche Einflüsse, darunter auch Kriege, beeinflußten die Wahl der Nominale. In Knidos lag im 5. Jh. der Schwerpunkt bei den Drachmen; die umlaufenden Statere von Ägina und - wenn nicht das athenische Münzdekret - so doch die allgegenwärtigen Athener Tetradrachmen könnten in Knidos die Beschränkung auf Drachmen und die Emissionspausen veranlaßt haben. Mit dem sog. Königsfrieden (387 v. Chr.) kam die kleinasiatische Küste zwar wieder unter die persische Oberhoheit. Bemerkenswerterweise gingen Städte und Inseln, ja sogar die karische Dynastie und die Satrapen unter Führung von Rhodos zum Standard von Chios über, wie vor allem der sog. Pixodaros-Fund deutlich gemacht hat. Dieser Standard überdauerte, vor allem in Rhodos, die Einführung der neuen Weltwährung attischen Standards unter Alexander dem Großen und seinen Nachfolgern. Gold war in Karien nur kurzzeitig und nur in geringen Mengen unter Pixodaros ausgeprägt worden. Die Ausgabe von Bronzemünzen setzte in Karien um 400 v. Chr. ein. Auch in Karien wurden in hellenistischer Zeit Tetradrachmen im Namen Alexanders geprägt. Die Niederlagen der Seleukiden und der Makedonen gegen die Römer ließ die eigene Silberprägung der Städte, wie Alabanda (ab rd. 190 v. Chr.) oder Stratonikeia (ab 168 v. Chr.) nochmals wieder aufleben.
Literatur: H.A. Cahn, Knidos, Berlin 1970; J. Barron, The Fifth-Century Diskoboloi of Kos, Essays St. Robinson (1968) S. 75-90; K. Konuk, The Early Coinage of Kaunos, Studies Price (1998) S.145-153; Ashton/Handerich/Konuk/Meadows, The Pixodaros Hoard (CH 9.421) CH IX 159-243; R. Ashton The Beginning of Bronze Coinage in Karia and Lykia, NC 166(2006)1-14; F. Delrieux, Les Monnaies de Mylassa aux Types de Zeus Osogoa et Zeus Labrandos, NC 159(1999)33-45; J. Kroll, Late Hellenistic Tetrobole of Kos, MN 11(1964)81-117; R. Ashton, The Hellenistic Hemidrachms of Kaunos RBN 145(1999)141-154; A.R. Meadows, Stratonikeia in Caria, The hellenistic City and its Coinage, NC 162(2002)79-134; W. Fischer-Bossert, Ein Karisches Monster, in M. Baer/W.Fischer-Bossert, N. Schindel (Hrg.), Festschrift W. Szwaivert, Wien 2020, S.119-168.