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alt: R.14.313
Nero
Die Münzreform unter Nero (54-68 n. Chr.)
In den ersten Regierungsjahren setzte Nero die Münzpolitik von Claudius fort. Ab dem Jahr 60/61 n. Chr. wurde zunächst die Ausprägung von Edellmetall verstärkt, dann ab 63 n. Chr. die Ausgabe von Bronzemünzen nach einer etwa 20 jährigen Emissionspause wieder aufgenommen. In den folgenden Jahren kam es zu einer massiven Münzprägung in allen Metallen. Zu dieser Zeit wurde das Gewicht des Aureus und des Denars reduziert: bei dem Aureus vom 1/40 zu 1/45 des römischen Pfunds oder 7,8 g auf 7,3 g; bei dem Denar von 1/84 auf 1/96 des römischen Pfunds oder 3,75 g auf 3,25 g. Gleichzeitig wurde kurzzeitig die Ausprägung des unedlen Metalls reformiert: anstelle des Kupfers wurde bei der Prägung von Assen, Semiassen und Quadranten Messing verwandt. Um die neuen Kleingeldemissionen zu kennzeichnen, trugen die Münzen Wertmarken. Diese Reform wurde alsbald zurückgenommen und - wie zuvor - Messing für Sesterzen und Dupondien, Kupfer für Asse, Semiasse und Quadranten verwandt. Zur Unterscheidung der Nominale erscheint von da ab das Kaiserporträt mit der Strahlenkrone auf den Dupondien. Die umlaufenden Münzen wurden nicht widerrufen, sondern im Rahmen des Zahlungsverkehrs aus dem Umlauf genommen und auf dem reduzierten Standard wieder ausgeprägt.
Im Zuge dieser Reformen wurde die Münzprägung in Rom konzentriert. Rom war von da ab die Hauptmünzstätte des Reichs. Parallel gab allerdings eine andere Münzstätte, vermutlich Lugdunum, Bronzemünzen nach dem Vorbild Roms aus, bei denen die Kaiserbüste mit einem Globus versehen ist. Für die Reform des Münzwesens werden verschiedene Gründe genannt: die Knappheit des umlaufenden Kleingelds, die Finanznot des römischen Zentralstaats, die wachsenden Staatsausgaben und der Wiederaufbau Roms nach dem großen Brand. Daraus erklären sich weitere Reformen, die mit dem Münzwesen zusammenhängen.
Im Zuge der Konzentration der Münzprägung wurde die Organisation des Münzamts gestrafft und das Personal der kaiserlichen Verwaltung unterstellt. Der Einfluß des Senats wurde geringer, der des Kaisers größer. Die Abstimmung zwischen den öffentlichen Haushalten von Staat (aerarium), Kaiserhaus (patrimonium) und Provinzen (fisci) wurde enger. Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzsituation, wie die Erhöhung von Steuern und Gebühren wurden ergriffen. In Spanien, dort vor allem in den Medulas, wurde der Bergbau intensiviert.
Trotz des baldigen Endes von Nero sollte die Reform von Dauer sein. In den folgenden Bürgerkriegen wurde die Ausprägung in Metallen sogar noch verstärkt. Auch als Vespasian das Reich wieder konsolidierte, wurde die Reduzierung des Münzstandards nicht zurückgenommen. Im Gegensatz zu der frühen Kaiserzeit wurden von nun an regelmäßig und im jährlichen Rhythmus Münzen in Rom für das Reich geprägt, so daß auch Reichsgebiete, die bisher geldwirtschaftlich wenig entwickelt waren, monetarisiert wurden.
Literatur:H. Mattingly/E.A. Sydenham u.a., The Roman Imperial Coinage, London 1923 ff; C.H.V. Sutherland, The Roman Imperial Coinage I:From 31 B.C. to A.D.69.2.ed. London 1984; C.H.V. Sutherland, Roman History and Coinage 44 B.C. - A.D.69, Oxford 1987; R. Wolters, Nummi Signati - Untersuchungen zur römischen Münzprägung und Geldwirtschaft, München 1999; D.W. MacDowall, The Western Coinges of Nero, New York 1979; R. Wolters, The Julio-Claudians, in W.E. Metcalf (ed.), The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, 2012, 335-355.