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Alexandria
Römisches Ägypten: Münzwesen, Nominalsystem, Chronologie
Im Rahmen der von den Ptolemäern übernommenen geschlossenen Wirtschaftsordnung galt in der Zeit von Augustus (30 v. Chr.) bis Diokletian (296 n. Chr.) im römischen Ägypten eine Währung, die zwar nicht von Rom unabhängig, aber doch besonderer Natur war. Der Name "Alexandriner" leitet sich von der Münzstätte Alexandria ab. Sie stand unter der Aufsicht des römischen praefectus Alexandriae et Aegypti. Die Münzen wurden zwar nach Bedarf oder aus besonderen Anlassen ausgegeben, aber doch so häufig, dass eine vollständige Kette der Kaiserporträts und ihrer in griechisch geschriebenen Titulatur überliefern. Schon daraus ergibt sich - überschlägig - die Chronologie der Münzprägung. Die Münzen sind zudem in griechischen Buchstaben datiert; die Datierungen benennen das ägyptische Jahr des jeweiligen Kaisers, das am 1. Toth begann, dem 29. August.
Im Grunde bestand das Nominalsystem aus folgenden Wertrelationen: 1 Tetradrachme (= Stater) = 4 Bronzedrachmen; 1 Bronzedrachme = 6 Bronzeobole. Die Tetradrachme (= Stater) wog durchschnittlich 13 g und hatte einen Silbergehalt von 25-30% (Billon). Bronze wurde in folgenden Nominalen ausgeprägt: Drachme, Hemidrachme, Obol, Hemiobol und Dichalkon. Der Nominalwert wurde vorübergehend auch im Decimal-System mit K (= 20), I (= 10) und E (= 5) angegeben. Im Laufe der Jahrhunderte verlagerten sich die Schwerpunkte der Münzprägung. In der frühen Kaiserzeit wurden in Billon auch Didrachmen und Drachmen ausgegeben. Dann wurde die Drachme nur noch aus Bronze hergestellt. Die Bronzeprägung erreichte ihren Höhepunkt in der mittleren Kaiserzeit.
Die Münzbilder präsentierten den Kaiser und seine Familie, aktuelle Ereignisse, Personifaktionen, wie die des Nils, Götter der hellenistischen, römischen und ägyptischen Religion, architektonische Monumente und Szenen der Mythologie. In der späten Kaiserzeit wurden im wesentlichen Tetradrachmen (= Statere) mit reduziertem Gewicht von 7-8 g und immer geringer werdendem Silbergehalt geprägt. Nur noch in Ausnahmefällen wurden Bronzedrachmen in Verkehr gebracht. "Alexandriner" werden fast nur im ägyptischen Inland gefunden und dürften daher nur selten in anderen Gebieten des römischen Reichs umgelaufen sein. Dort könnte die Tetradrachme (= Stater) dem römischen Denar, die Bronzedrachme dem römischen Sesterz entsprochen haben. Im Rahmen der Münzreform des Diokletion wurde das ägyptische Münzwesen in das römische überführt. Dabei trat an die Stelle der in dieser Zeit nur noch ausgegebenen Tetradrachme der "Nummus" mit dem Bild des Genius populi romani.
Literatur: A. Burnett / M. Amandry / P.P. Ripollès / J. Carradice, Roman Provincial Coinage, Vol. I London 1992 reprinted 1998, S. 688-713; Vol. II 1993, S. 319-341; A. Geissen, Katalog Alexandrinischer Kaisermünzen der Universität Köln, Vol. 1-3, Opladen, 1974-1983und Vol. 4, Opladen 1983; G. Dattari, Numi Augg. Alexandrini, Catalogo della collezione G. Dattari, Cairo 1901; J.G. Milne, Catalogue of Alexandrian Coins, Oxford, reprinted 1971; J. Vogt, Die alexandrinischen Münzen, Grundlegung einer alexandrinischen Kaisergeschichte I, II, Stuttgart 1924; A. Geissen, The Coinage of Roman Egypt, in: W.E. Metcalf, The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, Oxford 2012, 559-583; E. Christiansen, Coinage in Roman Egypt, Aarhus 2004; E. Görlitzer, Entstehung und Entwicklung des alexandrinischen Münzwesens von 30 v. Chr. bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie, Berlin 2004