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Hadrian
Hadrian (117-138 n. Chr): Chronologie, Metrologie, Reichsgebiete
Die Münzen der ersten Regierungsjahre Hadrians, also die der Jahre 117 und 118 n. Chr., sind durch die Angabe der Konsulate COS I und COS II datiert. Hadrian nahm im Jahr 119 n. Chr. noch das 3. Konsulat an, verzichtete dann aber in der weiteren Regierungszeit auf dieses Amt, so dass die Münzen der Jahre 119 bis 138 n. Chr. unverändert den Titel COS III tragen. Ein chronologischer Fixpunkt ist die Annahme des Titels P(ater) P(atriae) im Jahr 128 n. Chr. Dadurch wird die Zeit von 119 bis 138 n. Chr. in zwei etwa gleich lange Hälften unterteilt. Die weitere Unterteilung der Zeitabschnitte ist in der Literatur strittig. Wahrend des ersten Zeitabschnitts ändert sich die Titulatur des Kaisers; es ist aber ungeklärt, wann dies in den Jahren 122 bis 125 n. Chr. geschah. Etwa in der Mitte dieses ersten Zeitabschnitts ändern sich auch die Richtung des Porträts (von rechts nach links) und die Stempelstellung von 6 nach 12 h). In dem Zeitraum von 128 bis 138 n. Chr. werden im Wesentlichen drei Perioden unterschieden, die vor allem von der Thematik der Münzbilder abgeleitet werden: "Römische Provinzen", "Rom und das Reich" und "Tugenden des Kaisers und seine Nachfolge".
Im Laufe der Regierungszeit Hadrians ändern sich das Porträt des Kaisers und seine Titulatur. Die Büste und ihre Drapierung werden reduziert; auf die Aegis – im Gegensatz zu zu Trajan – verzichtet. Die Titulatur – ebenfalls im Gegensatz zu Trajan – wird gekürzt und auf den Titel "Augustus" konzentriert – möglicherweise eine Annäherung an die frühe Kaiserzeit unter Augustus. In den zweiten Zeitabschnitt seiner Regierung (128-138 n. Chr.) lässt Hadrian Gold-, Silber- und Bronzemünzen zu Ehren seiner Frau Sabina prägen, deren Chronologie aus der Titulatur, dem Haarstils und den datierten Provinzialmünzen erschlossen wird.
Aureus und Sesterz blieben im Verlauf der Regierungszeit stabil. Neuere Analysen der unter Hadrian geprägten Denare haben ergeben, dass der Silber-Feingehalt in der ersten Hälfte seiner Herrschaft zwischen rd. 78% und 71% schwankte, dass er aber in den weiteren Regierungsjahren hoch und unverändert stabil war. Chronologische Erkenntnisse können daraus nicht gewonnen werden. Erst recht kann mit den kurzfristigen Schwankungen nicht die These begründet werden, dass das römische Reich schon unter Hadrian seine finanziellen Anforderungen nicht mehr erfüllen konnte.
Die Münzprägung spiegelt die Grundlinie der Politik Hadrian wider: keine weitere Expansion des Reichs, sondern Aufbau Roms und vor allem der übrigen Reichsgebiete. In der Reichsprägung findet diese Politik ihren Ausdruck in dem nach der zweiten Reise Hadrians durch die Reichsgebiete ausgegebenen Münzen mit Bildern von fast allen Provinzen, deren typischen Landschaften und den Städten Alexandria und Nikomedia. Nachdem in Ägypten, Syrien und Kappadokien immer noch Tetradrachmen, Didrachmen und Drachmen ausgegeben worden waren, wurde unter Hadrian auch der von den kleinasiatischen Städten ausgegebene Kistophor wieder belebt. Dieser war seit der Zeit des Augustus nicht mehr ausgegeben worden. Umlaufende Stücke wurden unter Hadrian eingezogen und neu ausgeprägt oder überprägt. Die lokale Produktion von Bronzegeld wurde, z.B. in Athen, wieder verstärkt aufgenommen, In Kleinasien bildeten sich möglicherweise schon unter Hadrian Zentren der Provinzialprägung – insgesamt eine Tendenz, die sich im Verlauf des 2. Jahrhunderts n. Chr. verstärken sollte.
Literatur: H. Mattingly, Coins of the Roman Empire in the British Museum, Bd. III, Nerva to Hadrian, 1936; P.C. Strack, Untersuchungen zur Römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts, Part. 2. Die Reichsprägung zur Zeit des Hadrian, Stuttgart 1931; M. Beckmann, Trajan and Hadrian, in: W.E. Metcalf (ed.), The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, 2012, 405-422; A. Burnett, The Early Coinage of Hadrian and the Deified Trajan at Rome and Alexandria, AJN 20 (2008) 459-477; K. Butcher / M. Ponting, The Beginning of the End? The Denarius in the Second Century, NC 172 (2012) 63-83; W.E. Metcalf, The Cistophori of Hadrian, Numismatic Studies 15, New York 1980; P.F. Mittag, Römische Medaillons, Caesar bis Hadrian, Stuttgart 1012; U. Schachinger, Die Reisen des Kaisers Hadrian nach Aussagen der Münzbilder, NZ 104/105 (1997) 83-108; M. Amandry, The Coinage of the Roman Provinces through Hadrian, in: W.E. Metcalf (ed.), The Handbook of Greek and Roman Coinage, Oxford 2012, 391-404; R. Abdy, Chronology of Sabina's coinage at the Roman mint, Revue Numismatique 171 (2014) 73-91.